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weiss - rephlex |
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Der Brief aus Nürnberg, der dieser im Selbstverlag erscheinenden CD beiliegt, stapelt entgegen den gigantomanischen Gebräuchen in solchen Anschreiben ganz schön tief. Martin Weiss bezeichnet sein Tun schlicht und einfach als "elektronisches Musikprojekt". Das liest sich auf Papier viel zu sehr nach Ereignislosigkeit, um auf CD dann auch wirklich danach zu klingen. Vom ersten Takt an ist klar, dass Hyperaktivität hier eine wichtige Rolle spielt. Tatsächlich nimmt Weiss uns mit auf spannungsgeladene Audiospaziergänge in Synthetikland und führt eine ganze Reihe der äußerst qulirligen BewohnerInnen vor, die sich da tummeln. Verbogene Sample-Finken und digitale Schnatterbirnen z.B., die sich auf dem Platz der tanzenden Bits zum Zirpduell verabreden.
Der Albumtitel "Rephlex", ein ziemlich eindeutiger Verweis auf das Label des Säulenheiligen Aphex Twin, gibt einen weiteren Fingerzeig in Sachen Herangehensweise und Attitüde. Zumindest in Punkto Soundphilosophie befindet sich Weiss annähernd auf einer Linie mit seinem Meister. Nichts auf "Rephlex" ist bloß glatt poliert, jeder einzelne Sound kratzt und schabt und presst, ohne Aggression deshalb zu seinem alleinigen Existenzzweck machen zu müssen. Die neun unbetitelten Stücke rattern nämlich immer mit dieser gewissen Spur melancholischer Verschrobenheit um die Ecke. Diese Musik weiß was von der Schönheit des Brüchigen zu erzählen.
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(2005.12.01, 17:04) |
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