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señor coconut and his orchestra (feat. argenis brito) - yellow fever! |
essay |
Die Diskursmaschine rattert wieder im Merengue-Rhythmus, kommt ordentlich auf Touren und spuckt am Ende zwischen Kastagnettenklappern und Bläserschmalz das altbekannte Ergebnis aus: Señor Coconut macht Spaß. Nach Kraftwerk-Coverversionen und Songs wie "Smoke On The Water" im Latino-Klischee-Mäntelchen tritt Uwe Schmidt alias Señor Coconut mit seinem Orchester und Sänger Argenis Brito diesmal an, um die japanische Elektropopband YMO seinem erfolgreich erbrobten Electrolatino-Treatment zu unterziehen.
Synthetik-Phantasien-Pop aus dem Land der aufgehenden Sonne wird übersetzt in ein Musikraster aus stereotyper Lebensfreude und Ausgelassenheit: Da multipliziert sich die Künstlichkeit miteinander zum Quadrat, und die klischeebestimmten Sichtweisen auf "exotische" Musikkulturen werden nur so durch die Luft gewirbelt. Im Easy-Listening-Trend der 90er machte genau dieses skurrile Kollidieren der Kontexte - Stichwort: James Last spielt die Beatles - den Reiz aus oder anders gesagt: den ziemlich billigen Witz, der dann auch in kürzester Zeit abgenutzt ist. Natürlich: "Yellow Fever!" verbreitet Salsa-Urlaubsfeeling, hat Unterhaltungswert und unschlagbare YMO-Melodien auf seiner Seite. Aber nach dem einen Überraschungslacher hat man schnell wieder genug davon. Ob Herr Kokosnuss nun Kraftwerk auf Latin macht, The Doors auf Latin macht, Michael Jackson auf Latin macht, bewiesen wird damit immer wieder nur, dass Musik in so gut wie jeder Art von Maskerade daherkommen kann. Die Authentizität, die dem Coconut-Projekt gerne zugeschrieben wird ? hey, echter Cha Cha Cha, echte Instrumente! - macht er ja gerade kaputt. Alles künstlich und fake hier - und trotzdem so schön spaßig.
www.essayrecordings.com
www.senor-coconut.com
(2006.07.11, 19:03) |
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