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ran slavin - insomniac city |
mille plateaux |
Schlaflos in Tel Aviv, verloren im Häusermeer und im Niemandsland zwischen Erschöpfung und Wahn. Der israelische Medienkünstler Ran Slavin generiert in seinen Werken einen nie wirklich greifbar werdenden Dauerzustand der Verunsicherung und Entrückung. "Insomniac City" begreift er als ein ständig im Enstehen und sich Verändern begriffenes Kunstwerk, dessen nun auf Mille Plateaux vorgelegter Zwischenstand aus einem 40-minütigen Film und dem Soundtrack dazu besteht (DVD plus CD).
Die filmische Erzählung von "Insomniac City" bedient sich vage bei Thriller-Motiven. Die Hauptrolle spielt die Stadt selbst, gezeigt durch den Blickwinkel eines Mannes, der in seinem Nichtwissen darum, ob er tot ist oder selbst jemanden unmgebracht hat, geradezu verbrennt. Beengende, durch Verzerrung getrübte Bilder lassen ein unentwirrbares Durcheinander von Erinnerungen, Bildfetzen und Halluzinationen entstehen: Die gesamte Stadt bewegt sich da, wo sie gar nicht sollte, ganze Viertel verschieben sich, Hochhäuser dehnen und neigen sich, platzen auseinander, ein geisterhafter neuer Stadtteil auf dem Meer wird im entrückten Zustand des Protagonisten dazugedichtet. Tel Aviv erscheint als eine Phantomstadt, als kranker, seltsam wuchernder Organismus, in dem das Gefühl von Gewissheit vor langer Zeit abgestorben ist.
In Klang gefasst bedeutet das ein konstantes Dröhnen und Rauschen, ein ineinander Verschwinden von aufgenommenen und verfremdeten Geräuschkulissen und dem Flirren von Gitarre, Klavier, Feedback. So entwirft Ran Slavin zu seinen Bildern einen Ambient-Soundtrack extremer Anspannung, der auf der beiliegenden CD über 76 Minuten gespannt wird. Auch ohne die rätselhaften Filmvisionen ein wunderbar funktionierendes Stück Musik.
www.mille-plateaux.net
www.ranslavin.com
(2006.08.26, 16:28) |
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