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various artists - the roots of dubstep
tempa

Entwarnung, hier funktioniert ja doch noch alles. Irgendwie ist es ziemlich beruhigend, wenn zumindest alle zwei, drei Jahre ein neuer Hypebegriff aus irgendeinem Süd-Londoner Stadtteil in Foren und Blogs geworfen werden kann und früher oder später auch in großen Lettern auf den Titelseiten der Musikmagazine landet. Die über Pop ausgehandelten Mechanismen der Selbstvergewisserung und des scheinbaren Fortschritts sind noch intakt: Daueraufregung als Beruhigungselixier.

Aktuell müssen wir uns für den Popisten-Seelenfrieden bei Dubstep bedanken. Auch wenn das Genre mittlerweile sechs Jahre lang relativ unbehelligt von medialem Geklimper vor sich hin dröhnte, so wird die Spanne vom Abfeiern bis zum Abfrühstücken eines neuen Sounds immer kurzlebiger, sobald sich die Akteure der Aufmerksamkeitsbörsen erst mal eingetunet haben. Im vorliegenden Fall sind es nun maßgebliche Protagonisten der Szene selbst - namentlich die Ammunition-Productions-Crew, die den Begriff Dubstep vor Jahren prägte und mit ihrem Label Tempa und dem Forward-Club wichtige Impulse gab, sowie dem v.a. als Blogger aktiven Blackdown (blackdownsoundboy.blogspot.com) -, die sich mit ihrem Blick auf "The Roots Of Dubstep" schon um die eigene Historisierung bemühen. Gutes Zeichen oder finaler Abgesang? Falsche Frage. Bloß ein weiterer Signifikant im ewig rotierenden semiotischen Dreieck des Pop - und der klingt so:

Die Wurzeln von Dubstep reichen in erster Linie zurück zu (Speed) Garage in seiner britischen End-90er Version, der selbst schon ein räudiger Bastard aus House, beschleunigten Breakbeats und den tiefsten Frequenzbereichen von Ragga und Drum'n'Bass war. Diese Zutaten werden weiter konsequent umverteilt, und zwar klar gegen die übliche Stoßrichtung im Sozialabbau: oben wird verdünnisiert - die zum x-ten Mal durch die Filter gezogenen Samples von Klopf- und Schabgeräuschen, die wohl vor Urzeiten mal als Snares und Hihats von Funkplatten geklaut wurden, sind verschlissen bis zur Durchsichtigkeit - und unten dafür umso dicker gemacht. Dubstep ist Bassmusik, was sonst? Der Popflavour, der 2Step schon nach dem Genuss von geringen Dosen wegen akuter Überzuckerung gefährlich machte, wurde hier gründlich ausgetrieben. Statt shiny Oberflächen gibt es Dreck, Testosteron, Düsternis. Damit sind "The Roots Of Dubstep" gerade rau und finster genug, um in Popland wieder alles eitel Sonnenschein sein zu lassen.

www.tempa.co.uk
 
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last updated: 2009.08.26, 10:29