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move d - 10/11 - live at johanneskirche |
binemusic |
Das Live-Album ist eigentlich kein Format, in dem Techno zu Hause wäre. Und genausowenig verirrt sich elektronische Tanzmusik normalerweise in die heiligen Hallen einer Kirche. Dem Heidelberger Produzenten David Moufang alias Move D ist insofern mit "10/11 - Live At Johanneskirche" gleich ein doppeltes Kunststück gelungen. Und ganz nebenbei hat er in diesem außergewöhnlichen Setting die spezifische (Un)Ruhe von spannendem Ambient in der vielleicht ruhigsten vorstellbaren House Music eingefangen.
Das Sakrale und ungewohnt Traurige dieser vierzehn Stücke erklärt sich dabei aus diesen Rahmenbedingungen ebenso wie aus dem Zeitpunkt der Aufnahme: Das Album dokumentiert einen Auftritt Move Ds in der Düsseldorfer Johanneskirche am 11. Oktober 2001, genau einen Monat nach den Terroranschlägen von 9/11. Moufang hatte den Auftritt wegen der Anschläge gar verschieben müssen, die Vorbereitungen waren geprägt durch seine Eindrücke von den Ereignissen, und der Mitschnitt scheint nun von einer Atmosphäre zeitloser Melancholie gebannt zu sein, die im Diktat der 4/4-Bassdrum sonst kaum zu finden ist. Klar: Die durch den Club formatierten Grooves wurden hier entschleunigt, entzerrt und besänftigt. Die Höhepunkte werden nicht durch Breaks und krasse Effekte gesetzt, sondern viel eher durch das Gänsehaut erzeugende Herabrieseln von harmonischem Glitzer. Je tiefer man sich von diesen Melodien hineinziehen lässt, umso erstaunter stellt man fest, wie beglückend Musik gewordene Schwermut wirken kann.
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(2007.09.05, 23:35) |
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