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| harmonia - live 1974 |
| grönland |
Harmonia teilen das Schicksal der meisten großen Underground-Erzählungen: Eine glorreiche Erfolgsgeschichte wird daraus erst, wenn man sie mit dem Abstand von einigen Jahrzehnten erzählt. Mitte der 70er Jahre war Harmonia mit den Mitgliedern Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius (a.k.a. Cluster) sowie Michael Rother (vormals Kraftwerk und Neu!) eine Art Supergroup des Krautrock - die allerdings in ökonomischer Hinsicht grandios floppte. Es nützte auch nichts, dass Brian Eno Harmonias sanft und einlullend dröhnende Klänge als jene Musik bezeichnete, der die Zukunft gehöre. Ihre zwei regulären Albumveröffentlichungen gingen unter und wurden erst in den letzten Jahren im Zuge einer neuen Begeisterung für abgespacte Sounds und Pioniere elektronischer Musik wieder ausgegraben.
Während die drei mittlerweile ergrauten Herren nun die verspätete Anerkennung genießen, indem sie vor kurzem beispielsweise ein Konzert im Berliner Haus der Kulturen der Welt gaben (und zu diesem Anlass nicht bloß alte, verrauschte Tonspuren abriefen, sondern sich improvisierend gerne auch in den endlosen Möglichkeiten digitaler Technologie und, ähem, neuerer Beat-Moden verirrten), findet Harmonias Musik endlich auch auf Tonträger die ihr angemessene Form: das freie Ineinanderfließen von Klängen in der kollektiven Improvisation. Denn das Label Grönland veröffentlicht erstmals den Live-Mittschnitt eines Auftritts aus dem Jahr 1974. An die 50 Leute sollen dem Trio damals beim Drehen an ihren Soundmodulen und Rothers hier gar nicht so schnulziger Gitarre zugehört haben - für die spärlich besuchten Konzerte von Harmonia ein Sensationserfolg. Das Auditorium im Haus der Kulturen der Welt hingegen war Ende November 2007 beinahe ausverkauft. Wie hieß es in der Vorrede dieses Auftritts so schön und mit nur leicht sarkastischem Unterton: Möge die Zukunft nun, mit über 30 Jahren Verspätung, endlich beginnen!
www.groenland.com
(2007.12.06, 11:51) |
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