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barbara morgenstern - bm |
monika |
Sie will die große Kunst. Barbara Morgenstern hält auf ihrem fünften Soloalbum nicht lange mit der Neuigkeit hinterm Berg, dass sie uns diesmal einen schweren Brocken vor die Füße wirft. An allen Ecken und Kanten stehen schräge Rhythmen ab, gewagte Harmoniewechsel halten die Songsplitter notdürftig zusammen, alles ist umwickelt von stacheliger Kunstliedprosa. Die ollen Niedlichkeitsklischees, mit denen sich Morgenstern noch lange nach ihren Anfängen in der Berliner Wohnzimmerszene herumzuschlagen hatte, sind mit "BM" endgültig aus der Welt geschafft.
Schon die Entstehung erzählt vom Anspruch des Albums. Es wurde zum überwiegenden Teil an einem Bechstein-Flügel im großen Saal des Berliner Hauses der Kulturen der Welt aufgenommen, teilweise unterstützt von dessen Chor, den Barbara Morgenstern leitet. Formal ist das virtuos: in der Verquickung von Kammermusik und Elektronik, in den immer wieder unerwarteten Wendungen, die Piano-Lyrik mit harschen Klängen kurzschließen und schließlich doch Platz für große Popgesten schaffen.
"BM" ist eine mutige Platte, die musikalisch beeindruckt. Doch gerade auf der nicht minder amitionierten inhaltlichen Ebene geht die Sache nicht auf. Wer sich auf die so deutlich ausgestellte Bedeutungshaftigkeit der Lieder wirklich einlässt, merkt, wie eindimensional diese Ebene meist angelegt ist. Ein Song über Stadtplanung ist eben ein Song über Stadtplanung, nicht mehr. "Leere im Stadtbild ist noch der Reiz", heißt es im Hauptstadtlied "Come To Berlin", und weiter: "Denn jeder Freiraum bringt Platz für Ideen." Ein paar erhobene Zeigefinger weniger, ein bisschen mehr Freiraum für Ideen hätte man sich auch für diese Kunstlieder gewünscht.
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www.barbaramorgenstern.de
(2008.11.14, 15:15) |
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