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morgenstern - carolea |
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Es ist kein Vermächtnis, das Christian Morgenstern mit "Carolea" hinterlassen hat, sondern die letzte Platte, die er produzierte. In seiner Sicht war es die nächste, und deshalb natürlich die wichtigste, aber doch eine in einer Reihe von vielen weiteren, die sich in seinem Kopf zum Teil vielleicht schon abzeichneten. Sein plötzlicher Tod ließ diese Reihe jäh abreißen. Auf weitere Alben nach "Carolea" müssen die, die ihn nur als Musiker kannten und schätzten, verzichten, seine FreundInnen und Verwandten jedoch auf viel mehr.
Obwohl die nun faktische Endgültigkeit "Carolea" also nicht eingeschrieben war, drängt sich das Vermächtnishafte überall auf. Die oft gedrückte, mitunter bedrohliche Stimmung des Albums scheint sich nach Morgensterns Tod nur mehr auf eine Weise lesen zu lassen. Doch es sollte auch in unseren Augen mehr sein als der Soundtrack zu einem Schicksalsschlag. Es ist eine starke Platte, eine Platte, die mehr sein kann, auch wenn Morgenstern die Arbeit daran nicht beenden konnte. Einige Stücke sind unfertig, bleiben in ihrer traurigen, gebrochenen Schönheit stehen, und das ist gut so. Das Fragment wird zum Mahnmal und Trostspender zugleich.
Aus Morgensterns virtuosem Techno wurden fast ausschließlich Songs mit berührenden, tiefgehenden Lyrics über Liebe, über Enttäuschung und Hass und über Schmerzen. Gesa Schwietring verleiht diesen Songs mit ihrer alles dominierender Stimme die von den Texten und der druckvollen, aggressiven Produktion geforderte Dramatik. "Words create lies - but pain can be trusted", singt sie über den swingenden Elektro-Metal-Pop von "Persian Voodoo". Im resignativen "Holy", einer Ballade des Zweifels und der Desillusionierung, fallen die entscheidenden Worte: "I miss your smile." Es bleibt uns die Musik.
www.forterecords.com
(2003.11.25, 12:46) |
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