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kid 606 - kill sound before sound kills you |
ipecac |
Das nenn ich Rüpelethos deluxe: Hau auf den andren drauf, bevor er dich haut. Kid 606 ist seinem Namen zum Trotz ja nicht gerade als schüchternes Kerlchen bekannt und behauptet im Titel seines vierten Albums gleich mal programmatisch, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Dieses Ding mit dem Schneller-sein klingt irgendwie auch von der Bühne der internationalen Politik in den letzten Jahren her bekannt. Ein ironischer Kommentar Kids, der sich willig in die Reihen der Präventivschläger einordnet oder nur eine zufällige Parallele? Kann denn die letale Absicht des Sounds überhaupt hieb- und stichfest bewiesen werden? Einige Fragen lassen sich da auf-, herum- und wieder umwerfen, während Track nach Track dahinbolzt.
Schneller, lauter, verzerrter ist eine Maxime, die hier zweifellos noch in Ehren gehalten wird. Breakcoreattacken werden verquirlt mit Acidbleeps und IDM-Abfall, Junglebeats paaren sich mit Ragga-Getoaste von MC Wayne Lonesome. Nunja, nicht wirklich das, was man eine unerhörte Kombination nennen würde, aber Oldschool-mäßig effektiv.
Visuell wird dieser Beatsalat einerseits als Protestmucke inszeniert - Fotografien von Demos, Polizeieinsätzen und geballter Soundpower zieren die Innenseite des Booklets -, andererseits märchenhaften Utopien nachgehangen - auf der Außenseite rettet Kid sich über einen finsteren Abgrund ins gelobte SchlaRaverland und zeigt den bösen schwarzen Knäueln auf der anderen Seite breit grinsend den Stinkefinger. Hurra, alles bleibt scheiße! Hardcore ersetzt Kid 606 mit der neoliberalen Variante Hyperaktivitätscore. Er ist flexibel, verfügbar, zu allem bereit, und vor allem muss er schnell sein, schneller als der böse Sound nämlich, dessen Todesatem er schon im Nacken spürt.
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(2004.02.02, 21:07) |
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