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the roots - the tipping point |
geffen |
"Nicht übel." So brachte Jan Kedves - nach einer kurzen Listening Session und einem offenbar nicht sehr berauschend verlaufenen Treffen mit Roots-Mastermind ?uestlove - in einem Artikel im Intro seinen Eindruck von "The Tipping Point" auf den Punkt. Diesem Urteil kann man sich zunächst mal voll und ganz anschließen, was bedeutet, dass auch der reichlich wenig emphatische, lapidare Ton dieser Aussage mitgenommen und tatsächlich mit dem neuen Album der Götter of handmade HipHop zusammen gedacht werden muss. Au Backe.
Gerade nach dem Euphoriegewitter, das "Phrenology" vor eineinhalb Jahren mit seiner totalen Offenheit und Scheiß-mich-nix-Haltung, mit seiner unglaublichen Großartigkeit ausgelöst hat, und nach dem zum Klassiker gemeiselten "Things Fall Apart" geht "The Tipping Point" erst mal runter wie Wasser: leicht und schnell und eher unaufregend cool. Schon klar, dass es besonders bei den Roots mehr um den Content als ein plattes catchy Hörerlebnis geht, doch deuten eben gleich mehrere Indizien sprich Songs darauf hin, dass ?uestlove & Co. diesmal ihre Rolle als Supertruppe ganz den Rules des Business' entsprechend spielen wollen und stromlinienförmig gleich mehrfach in die Charts zielen. Dabei passen sie sich eben gängigen Formaten und Catchiness-Kriterien an und schalten den so wichtigen eigenen musikalischen Dickkopf fürs Erste aus. Das Überraschende von "Phrenology" wird so fast ins Gegenteil verkehrt.
"Don't Say Nuthin'" beispielsweise, die erste Single und ein offensichtlicher Clubburner, wurde von Scott Storch, der schon Anfang der 90er bei den Roots mit im Boot und seither u.a. für Dr. Dre, Beyonce und Justin Timberlake an den Reglern saß, auf Eminem-Produktions-Style frisiert und schoss wie programmiert hoch hinauf in die Charts. "Duck Down!" klingt recht eindeutig nach dem Timbaland-Touch der letzten zwei drei Jahre und "Guns Are Drawn" versucht, mit seinem netten Gitarren-Loop an "The Seed (2.0)" anzuknüpfen. Gerade in diesen soften Vibe wird aber der Raggae-mäßig verschluderte Kampfrefrain "The mittle of the night / We fight like barbarians / In sight of the former might" platziert. Bei näherer Betrachtung sieht das also ziemlich nach Unterminierungsstrategie aus, und auch das unverständliche Gemurmel im Chorus von "Don't Say Nuthin'" passt plötzlich ins Bild. Spätestens dann ist es an der Zeit den Albumtitel, der ein Buch Malcolm Gladwells zitiert, um dessen Untertitel zu ergänzen: How little things can make a big difference. Wie heißt es dazu im Refrain meiner heimlichen Lieblingsnummer: "It's a fucked up job, but somebody's gotta do it."
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(2004.07.20, 16:48) |
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