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mike ladd - nostalgialator |
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PolitHop-Riot am fiktiven Schauplatz Nürnberg: Zwischen "Hands in the Air"-Geschrei, Dire-Straits-Sample und das Kreischen der Massen presst Mike Ladd sein Reibeisen-Organ von Stimme, heiser, hektisch, Beasty-Boysche Megafon-Hysterie abrufend und irgendwas von George Bush in Verbindung mit einer Rotzbremse schreiend. So stolpert "Dire Straits Play Nuremberg" daher, das Eröffnungsstück von Ladds fünftem Album "Nostalgialator". Hier will einer richtig aufräumen, und zwar ganz im entgegengesetzten Sinn von Ordnung schaffen. Ladd mischt mit seiner sperrig, nervös, schrill und irgendwie ungelenk daherscheppernden Referenzhölle einmal mehr den HipHop-Sumpf auf. Konsenssound durchkreuzt er im rasanten Zickzackkurs mit Punk-Songs, schrägen SciFi-Collagen und lauten Gitarren, allfällige Idiotien des Genres bzw. des damit einhergehenden Habitus spielt er mit unverhohlener Freude am angerichteten Schaden gegeneinander aus (siehe auch die auf Big Dada entfesselte Schlacht seiner Infesticons gegen die Majesticons).
"Nostalgialator" trägt also wieder den grellen Anstrich der Revolution, der aber auch ein klein wenig selbstgefällig schimmert. Von Regeln will Ladd nur insofern hören, um zu wissen, was er alles brechen kann. Der Mann hat schließlich seinen eigenen Dickkopf. Hier noch das HipHop-Etikett dranzukleben, wirkt irgendwie vergebens, kann aber doch Sinn machen. Vom Verfahren her ist das Samplingmusik mit MC, der natürlich nicht mehr klassisch auf der Suche nach simplem Flow und Rhyme rappt, sondern singt, schreit und immer mit der Aggression seiner Gitarren- und Rockdrums-unterfütterten Loops gleichzieht. Ausdruck ist gefragt. Gleichzeitig offenbart sich hier ein fundamentaler Glaube an den Rapper als Poeten und an die Relevanz seiner Worte. Und: Mike Ladd buchstabiert HipHop eben immer noch wie Freiheit.
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(2004.08.03, 14:25) |
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