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| tigerskin - back in the days |
| resopal |
Poltert da typisch selbstbewusst und aufdringlich das 90s-Revival an die Tür? Dance-Acts wie Commercial Breakup, Slam oder Tigerskin machen mit ihrem Techno-Pop und nicht zuletzt mit den Albumtiteln klar, dass das Zuhause ihrer Poputopien die Neunziger sind. Die Glasgower von Slam meinen mit "Year Zero" offensichtlich 1990 und nicht 2000, und auch Tigerskin aus Berlin denkt sich zurück, "Back In The Days", als halt alles irgendwie besser war.
Der Opener "Do It Alright" zitiert in seiner Groovebasis Carl-Craig'schen Funk, breitet darüber süße Gesangslinien aus und polt Techno zu Öko-Dance-Pop um. Und dieses Vorgehen kann als programmatisch für die folgenden 13 Stücke gelten. Die Produktion ist ausladend, immer ein wenig cheesy, zum Teil angetrancet und mit reichlich Verzierungssamples ausgestattet. Verweise an Jack- und Acid-House werden eingestreut und so wie alles andere auch auf Hochglanz poliert, womit die ursprüngliche Energie verpufft. Das groovet oft ganz nett, macht Spaß, und das Anliegen ist ja durchaus verständlich: Ausweitung der Tanzzone, Ankunft im Pop, lieber heute feiern, lachen und von gestern träumen, bevor morgen auf ALG 2 umgestellt werden muss. Trotzdem wirkt das wie ein Rückzug in großräumige, leere Wohlfühllandschaften, in denen körperbetonte Freizeitaktivitäten als Sinngeneratoren funktionieren und selbst die 90er-Ironie offensichtlich keine Rolle mehr spielt.
Das alles festgehalten, ist es umso interessanter, zu erfahren, dass hinter diesem wohlweichgeschmeichelten Sound ein Mann namens Alex Krüger steckt, der unter dem Pseudonym Dub Taylor zu einem der Protagonisten der Minimal- und Dub-House-Szene gehörte. Ein Hang zu vokalen Ausflügen und entsprechender Aufladung mit mehr Pomp und Kitsch war in der Dub-Taylor-Entwicklung natürlich zunehmend zu bemerken, trotzdem bewegte sich alles im ausdefinierten Klanggerüst des Genres. Mit etwas zeitlichem Abstand und der Frische eines neuen Decknamens vollführt Krüger nun also tatsächlich den Schwung ins Maximal. Bleibt abzuwarten, wie viele Producer ihm mit einer ähnlichen Wandlung auf dem Weg zurück in jene Tage vor der Entschlackungskur folgen werden.
www.resopal-schallware.com
(2004.09.16, 17:43) |
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