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niobe - voodooluba |
sonig |
Nach ihrem Weg als Solokünstlerin von Tomlab zu Sonig und ihrem Beitrag als Gesangsdiva auf dem letzten Mouse-On-Mars-Album muss die Kölnerin Yvonne Cornelius alias Niobe wohl nicht weiter vorgestellt werden. Ebenso dürfte bekannt sein, dass es bei der Rezeption ihrer so deutlich auf Originalität und Einzigartigkeit angelegten und - das gleich vorneweg - darin sehr erfolgreichen Entwürfe schwer fällt, nicht in ein Geschwafel von Zauberreich und phantastischer Parallelwelt zu verfallen. Auch wenn das stark nach Klischee klingt: Niobes drittes Album "Voodooluba" ist ungemein lyrische Musik, die zuallererst ein Innen reflektiert und beim Nach-außen-Tragen Normen Normen sein lässt. Das läuft trotz der Durchdringbarkeit und Offenheit der Musik natürlich Gefahr, ein geschlossener Kreis zu werden, der von außen fasziniert, aber auch verständnislos bewundert wird. Es kann aber auch für Stärke und, wenn man so will, für Freiheit stehen.
Der schwärmerische Aspekt des Vorgängers "Tse Tse" erscheint auf "Voodooluba" noch weiter aufgebrochen in eine Pluralität der Stimmen und Sprachen, der Instrumente, Stile und Zitate. Die Stücke werden damit wechselhafter, zum Teil opulenter, das Skizzenhafte und Flirrende aber bleibt. Niobe schummelt in ihre Patchwork-Skurrilitäten beispielsweise eine Daft-Punk-Bassline, zersetzt Jazz-Brocken in der Echokammer und evoziert Latin-Exotik, um schließlich alles in eine ganz andere Richtung kollabieren zu lassen. Hier wird aus Versatzstücken eine Sprache kreiert, die vollkommen zu eigen gemacht, persönlich erscheint. Die Komplexität von "Voodooluba" lässt sich also vielleicht auf eine verblüffend einfache Weise lesen, nämlich als eine Lehrstunde in musikalischer Identitätsbildung: Wir sind, was wir durch uns durch und schließlich wieder raus lassen (Klänge, Ideen, Erfahrungen) - und das machen manche eben mit Stil, Virtuosität, verrückender Offenheit und andere als glanzloses Alltagsgeschäft.
(2004.09.29, 16:45) |
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