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lcd soundsystem - lcd soundsystem |
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Die Auswirkungen des DFA-Schocks müssen hier ja nicht eigens noch mal runtergebetet werden. Zu augenscheinlich und omnipräsent ist das, was dieses Label und Produzententeam in den letzten zwei Jahren an Verwirrung, Verwunderung und Wahnsinn auf den Schlachtfeldern Rock und Dance angerichtet hat. Nun kommt endlich das Debüt von James Murphys eigenem Projekt LCD Soundsystem als eine mächtige Zusammenfassung dieser Ereignisse. Soll das jetzt der Schlussstrich sein, der letzte Streich, ausgeführt von dem Kerl, der mit all der heilsamen Verwüstung begonnen hat?
Ach wo, die neue Rockrevolution ist längst angezettelt, unter jeder Discokugel rotiert der Elektropunk, schweinigelt der Rockfunk. Mit diesen Begriffen ist auch die Ursuppe des nach zwanzig Jahren neu gezündeten DFA-Knalls benannt: das New York um 1980. Jeder Schlag auf die Kuhglocke, jedes einzelne "Yeah" wirkt wie ein Zitat und reißt trotzdem, natürlich auch gerade deswegen mit. Das zur Hipsterhymne gewordene Runterbeten all der (Underground-)Sternstunden der Popgeschichte in "Losing My Edge" ist insofern auch Selbsterklärung, Rechtfertigung und nicht nur gigantomanische Mystifizierung. Der Akteur steht zu seiner Rolle, zu seinem Prinzip, nämlich in seiner Eigenschaft als an Musik übersatter Typ seinem Spieltrieb freien Lauf zu lassen.
Trotz dieser Bewusstmachung der eigenen Position bleibt das LCD Soundsystem immer auch zynisch. Wut wird zum Style-Prinzip erhoben, jedes Rausschreien von Emotion erscheint distanziert und durch Geschmacksgesetze gefiltert - auch wenn die wichtigsten hier Dreck, Lärm und Hysterie heißen. Alles ist unglaublich schlau und kann irgendwie gar nicht anders. Aber das spielt spätestens nach zwei Takten keine Rolle mehr. Denn Murphys Disco-Infiltrator-Rechnung geht auf: Immer wieder Grooves, die alles wegpusten, hirnlos machen. Und das ist in diesem Fall sehr gut so.
www.dfarecords.com
(2005.02.04, 19:39) |
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