|
tarwater - the needle was traveling |
morr music |
Es ist immer spannend, zu beobachten, wie Zwischen-den-Stühlen-Strategen der Popmusik nach jahrelanger Praxis ihre Wege fortsetzen. Wurde auf die ersten Platten von Tarwater noch gern das TripHop-Etikett geklebt oder in den USA schon mal vom neuen Krautrock geschwärmt, so hätte einiges Material der Band durchaus auch ins Postrock-Fach gepasst, während aktuell eher der Begriff Elektro-Folk Konjunktur zu haben scheint. Das Berliner Duo emanzipiert sich derweil mit seinem mittlerweile fünften Album nochmals weiter von solchen konstant daneben treffenden Zuschreibungen. Der Wechsel von Kitty-Yo, wo Tarwater quasi Band der ersten Stunde waren, aber doch nie in Hype-Kriterien vom Berlinsound passen wollten, zu Morr Music kommt also zur rechten Zeit.
Strukturen und Texturen werden nur mehr bedingt verhandelt, geblieben ist eine Vielfalt an Klangfarben, eine Lust an verschiedensten Tonwerkzeugen, die sich jedoch nicht selbst zum Thema macht. Elektronische Sounds und Beatgeplucker werden nicht ausgestellt, sie eröffnen bestenfalls einen Spielraum für das verträumte Wabern einer Harmonika, wie beispielsweise in "Stone". Die Gitarre spielt sich sanft aber überdeutlich in den Vordergrund und betont diese gewisse Tarwater'sche Bodenständigkeit, die die Songs ganz in den Mittelpunkt stellt. Die werden getragen von der lakonischen, nicht im Geringsten an Gesangskunststücken interessierten Stimme von Ronald Lippok und der rätselhaften urbanen Poesie der Texte. "The Needle Was Traveling" ist distanziert, souverän, unhektisch und trotzdem schön warm bis zum Schluss.
www.morrmusic.com
(2005.03.01, 18:59) |
comment
|
|
|
|