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patrick wolf - wind in the wires |
tomlab |
"I'm going to run the risk of being free", singt Patrick Wolf im Eröffnungsstück seines zweiten Albums und zögert nicht einen Moment, dieses Wagnis einzugehen. Schon die Oberfläche seiner Selbstinszenierung als romantischer Beau-Nerd, dunkel und geheimnisvoll, wissend und zerbrechlich, kündet davon. Sein Violaspiel wird gleich zu Beginn prominent herausgeputzt, und auch die weitere Liste an selbst eingespielten Instrumenten mit präpariertem Piano und Baritonukulele klingt nach Anspruch und Feuilleton-Ambitionen. Die Gestaltung des Artworks vom Künstler selbst und die Widmungen galore im Booklet, z.B. an die verlorenen Seelen, setzen noch einen drauf. Hinter all dem steckt ein Junge, der gerade mal Anfang 20 ist, aber klar: Zu solchem Pathos muss sich aufschwingen, wer noch jung ist. Später schafft man's nimmermehr.
Doch der Wunderkindaspekt wurde schon bei Wolfs Debüt gründlich durchgekaut. Bei Album Nummer zwei geht es üblicherweise um Normalisierung, um das Weitermachen, wenn man so will um die Reifeprüfung, die sich bekanntermaßen eher unaufregend gestaltet. Dem Spektakellosen schlägt Wolf allerdings mit einer leidenschaftlich zelebrierten Geste hin zum Märchenhaften und Empfindsamen ein Schnippchen. Worin sich diese moderne, z.T. ins Digitale transferierte Schwelgerei von ihren Vorbildern aus dem Kanon von Schmerz und überstarkem Sein unterscheidet, das wird zur eigentlich spannenden Frage. Eine mögliche Antwort dieser erhabenen Songs: in Kosmetik. Kabel statt Äste, weißes Rauschen statt Orgeldröhnen.
www.tomlab.de
(2005.03.01, 19:02) |
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