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asja auf capri - novi ronde |
difficult fun |
Schon nach zwei Sekunden Reinhören scheint alles klar: 1980 auf konsequent kaputt getrimmt, und zwar dermaßen, dass glatt der Authentisch!-Sticker draufgepappt werden könnte. Genial kann eine Kopie ja schlecht sein, aber großartig reicht doch auch noch. Allerdings steht bei genauerem Hinsehen zu befürchten, dass Asja auf Capri sich viel zu gut in der abgeguckten Wave-Punk-Pose gefallen könnten, um sich dazu durchzuringen, ein inhaltliches Update zu liefern. Man kennt diese Retro-Opfer, die total zurückgebeamt in einer Wunschzeit vegetieren, die so gar nicht existiert hat.
Doch hier ist das Gegenteil der Fall. "Novi Ronde" verhandelt durchgängig das Heute und schafft es - noch besser - z.T. sogar, eine zeitlose Protestperspektive zu verteidigen, ohne je platt daherzukommen. Die durchgängig auf deutsch und mit brüchiger Stimme vorgetragenen Lyrics sind aus Zitatfetzen alltäglich begegneter und in der Routine des Gehorchens fast überhörter Imperative und Phrasen zusammenfragmentiert, in denen sich beiläufig Hierarchien und Obrigkeiten manifestieren. In zwei Zeilen wird die Erkenntnis hingerotzt, dass unsere zunehmend potenzierten Kommunikationsmöglichkeiten drohen, in weißem Rauschen zu verenden. Erwähnenswert ist auch der Hochwasser-Song "Im Neuland", der mit Frechheit alles an Ambivalenz aus sich rausholt, was irgendwie geht: "Ich schwimme aus dem Fenster raus, der Hausstaub ist mein Badesalz."
Darunter rattern Schmalspurbeats, für zwei Cent aus dem Idiotomaten gezogen, und die Synths geben sich alle Mühe, noch schrottiger zu klingen als DAF, Malaria und der Rest der punkig-unlustigen NDW-Fraktion. Asja auf Capri sind so konsequent unfunky, glanzlos und banal, wie Electroclash in seiner Fake-Fur-Maskerade naturgemäß nie werden durfte - und deshalb vielleicht doch ziemlich genial. Und zu allem Überfluss ist der Scheiß auch noch unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht.
www.difficultfun.org
(2005.03.30, 17:01) |
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