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marco passarani - sullen look
peacefrog

Rom kann auch anders. Zwischen den Stereotypen Palatin und Petersdom ist in der ewigen Stadt z.B. auch noch Platz für Passarani, Marco. Seit den ersten Raves in Rom um 1990 aktiv, brachte er mit seinem Label Nature Records und dem - inzwischen eingestellten bzw. in ein Nature-Sublabel umgewandelten - Vertrieb Final Frontier so ziemlich alles nach vorne, was in Technoitalien, abgesehen vom Plastiksound, der die Großraumdiscos dominiert, überhaupt passiert ist. Trotz all dieser Aktivitäten ist "Sullen Look" erst Marco Passaranis zweites Album - allerdings auch dasjenige, das ihn über seine Veröffentlichung beim Londoner Label Peacefrog endlich einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen wird.

Die Platte bewegt sich zwischen den Eckpunkten Detroit-Techno, Electro und IDM, Synthiepop und der gewissen Prise Italohouse. Punkte, die im Grunde gar nicht auseinander dividiert werden müssten, da sie bei Passarani selbstverständlich und zwingend zu einer Einheit werden. Sein Sound wirkt dabei immer sehr klar und direkt, er ist bewusst in der Tradition von Techno geerdet, um sich ganz in den Dienst der Stimmungen und des Impacts der Tracks zu stellen. Die gängige Tech-Couture '05 interessiert hier herzlich wenig, Acid gibt es nicht in billigen Anspielungen, sondern als ein verinnerlichtes Gefühl, eine Haltung. Auch wenn Passaranis Tracks immer Funk haben und im Club letztendlich pure Euphorie bedeuten, wurde mit "Sullen Look" einiges an persönlichen Enttäuschungen verarbeitet (wovon beispielsweise der wunderbare Titel "Claiming My Tears Back" kündet). Das Album kommt entsprechend sanfter daher als zuletzt das Bleepgewitter von Passaranis Maxis unter seinem Analog-Fingerprints-Pseudonym.

Das Schwelgen in Harmonien und die elektropoppige Weichheit stehen den Smileys, die mit hängenden Mundwinkeln vom Cover blicken, allerdings gut zu Gesicht. Dieses Artwork bringt offensichtlich Passaranis Unzufriedenheit am aktuellen Zustand der Clubkultur auf den Punkt: Das Dauergrinsen von vor 15 Jahren erscheint mittlerweile zur Grimasse verzerrt, dem im Albumtitel genannten mürrischen Blick. Für das thematisch die Faust in genau diese finstre Fresse hauende Stück "Criticize", ein Cover von Alexander O'Neal im Emotechno-Gewand, holt sich Passarani Orlando Occhio ans Mikrofon und liefert damit einen veritablen Hit ab. "Sullen Look" ist also alles andere als ein Grund, ein schiefes Gesicht zu ziehen.

www.peacefrog.com
www.finalfrontier.it
 
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last updated: 2009.08.26, 10:29