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mathias schaffhäuser - zeitrelevanz
interview

Mathias Schaffhäuser bleibt sympathischer Realist. Statt sich in die Großraumpopdisco zu träumen, was nach dem Überdrübererfolg von "Hey Little Girl" durchaus in der Luft und zum Teil bereits in seiner Telefonleitung lag, beglückt er mit seinen Remix-Künsten lieber befreundete Artists aus dem Bereich reduzierter Tanz- und Popmusik - und uns gleich mit. Bei Multicolor Recordings erscheint eine erste Sammlung ausgewählter Schaffhäuser-Remixe, auf der er unter anderen gegen Luomo, Raz Ohara, Coloma und Sieg über die Sonne antritt. "Re: Selected Remixes Vol. 1" nennt sich das Ding und ist eine stets gut groovende, aber abwechslungsreiche und trotzdem schön geschlossene Platte, die auch als Autorenalbum definitiv Sinn macht.


Dein neues Album "Re:" auf Multicolor Recordings ist eine Sammlung von Remixen. Mich würde vor allem interessieren, ob du bei deiner Arbeit als Remixer immer eine bestimmte, ähnliche Herangehensweise hast.

Im Prinzip ergibt sich das ja durch die Tatsache des Remixes. Ein Remix gibt dir einfach was vor, von daher muss man nicht auf eine eigene Idee, seine eigene Kreativität warten, sondern man hat eben ein Stück das fertig ist, kriegt davon die einzelnen Elemente, und in der Regel passiert ganz schnell 'ne Inspiration. Weniger durch das Ausgangsstück als durch die Elemente. Die sind ja oft, wenn man sie so nackt hört, total abstrakt und haben wenig Bezug zu dem Originalstück. Manchmal sind es Sounds, da fragt man sich: Wo ist das eigentlich in dem Stück? Das ist dann irgendwo an nur einer Stelle, mit ganz viel Hall drauf. Aber das ist genau das Tolle daran. Ich mach das total gerne, weil es voll inspirierend ist, man kann sofort einsteigen in einen Kreativitätsprozess. Ich freu' mich immer, wenn die CDs kommen, man hört sich das an und schwupps, kann man die Maschinen anmachen und samplen und direkt was daraus machen. Und dann gibt's aber keinen weiteren Plan, den ich verfolgen würde. Es sind ja ganz verschiedene Sachen, die einen inspirieren. Es ist jedesmal anders. Manchmal ist schon beim ersten Hören völlig klar, wo es hingehen soll, und manchmal zündet es nicht sofort und man muss rumprobieren und quält sich ein bisschen, aber eigentlich geht es meistens ganz flott.

Ich finde ja, dass das Album ziemlich geschlossen und ganz klar nach deinem Sound klingt. Passiert das einfach oder wie schaffst du es, dass alles eindeutig diese Schaffhäuser-Identität hat?

Eigentlich ist das ist ja gewünscht, das ist ja Sinn des Remixes. Warum kommt jemand zu mir und will einen Remix? Außer es geht nur darum, meinen Namen zu benutzen, was natürlich auch passiert. Gerade wenn man eine gewisse Erfolgsphase hat, wollen die Leute einfach nur, dass da Schaffhäuser auf dem Cover steht. Aber so bekannt war ich ja nie, "Hey Little Girl" hin oder her. Das hat mich ja nicht zum Popstar gemacht. Also von daher geht's immer in erster Linie darum, dass die Leute meinen Sound wollen. Wenn ich denen dann Chicago-House oder Detroit-Techno liefere, würden die sagen: Hey, da hätten wir auch zu Alexander Kowalski gehen können, der kann das besser.

Ja, klar. Aber ich meine, ist das eine bewusste Sache?

Es ist insofern bewusst, dass ich eben bei einem Remix-Auftrag nicht rumexperimentieren würde, um einen neuen Schaffhäuser-Sound zu finden. Das mache ich dann möglicherweise für mein nächstes Album. Aber wenn mich jetzt jemand für einen Remix beauftragt, da würde ich - also man macht ja nicht immer das Gleiche, aber ich würde mich jetzt nicht bemühen, mich groß zu verändern, sondern würde versuchen aus dem Ausgangsmaterial ein adäquates Stück zu machen, das sich nach mir anhört. Aber darum, dass es mach mir klingt, muss ich mich im Grunde ja nicht besonders bemühen, ich müsste mich höchstens bemühen, dass es anders klingt. Das würde ich aber nicht im Remix-Kontext machen, sondern wenn ich vorhabe, ein Soloalbum zu machen, und denke, jetzt liegt's mal an, einen Schritt weiter zu gehen. Dann muss ich mir vielleicht Mühe geben, muss forschen, überlegen, wo es hingehen könnte, wie es klingen soll. Genau das steht beim Remix aber eben nicht an. Dadurch entsteht natürlich auch die Geschlossenheit des "Re:"-Albums jetzt, das dann wirklich wie ein Album klingt. Noch dazu kommt, dass es oft Stücke mit Gesang sind, die man remixt, dadurch kriegt das Ganze noch mehr Songcharakter. Es ist ja ein bisschen so geordnet, dass es sich immer abwechselt, Instrumentalstück und Vocal-Stück, dadurch ist es sehr angenehm zu hören, kriegt so einen guten Albumcharakter.

Wie ist für dich der Stellenwert eines Remixes in deinem kreativen Schaffen? Siehst du den fertigen Remix dann als ein eigenes Stück an?

Ja, für mich sind die Remixe nach der langen Beschäftigung damit schon eigentlich meine eigenen Stücke. Das ist ja auch de facto so: Der Eigenanteil ist viel großer als der des Ausgangsmaterials. Obwohl, sobald eine Gesangslinie drin ist und man benutzt die ganz oder zum größten Teil, ist es doch wieder stark der Ausgangssong. Deshalb finde ich den Begriff der Variation viel schöner als den des Remixes. Der ursprüngliche Remix-Gedanke war ja wirklich: Ich krieg' ein Tape mit soundsoviel Spuren und mache einen neuen Mix davon, einfach indem ich die Spuren anders gewichte. Aber man hat am Anfang in der Regel nichts neues hinzugefügt oder neu komponiert und das in einen anderen Kontext gestellt. Die frühen Dance-Maxis waren einfach nur länger und haben die Bassdrum mehr gefeaturet oder die Dance-Elemente betont, aber nicht etwas komplett Neues gemacht. Heute ist das wiederum mehr eine Sache, die total mit dem korrespondiert, was es schon seit Ewigkeiten gibt. In der Klassik oder im Barock haben Komponisten immer gerne Variationen von anderen Komponisten gemacht, indem sie einfach das Ausgangsmaterial verändert haben. Das korrespondiert auch ein bisschen mit Coverversionen, wobei da halt noch mehr vom Originalsong erhalten bleibt. Eine Coverversion behält ja wirklich alles an Struktur und Gesang, Strophe, Text und macht nur ein anderes Arrangement. Das ist eigentlich ein Neuarrangement, während der Remix heute eigentlich eine klassische Variation ist.

Um das Remix-Kapitel abzuschließen, wollte ich dich noch fragen, ob es sozusagen "unmoralische" Remix-Angebote auch schon gab oder Sachen die du abgelehnt hast, die du einfach nicht machen wolltest.

Gibt es, ja. Unmoralisch waren die zum Glück nicht, obwohl das gibt's natürlich auch. Es kann ja einer ankommen und wollen, dass du eine Naziband remixt oder einen Erotikschocker, den du nicht unterschreiben kannst, oder so. Es gab schon mal 'ne Band, da hab ich jetzt echt vergessen, wie die heißt. Es war jedenfalls etwas mit so martialischem deutschem Gesang, so Grummel-brummel-Rammstein-mäßig. Da hab ich gesagt: Leute, das ist überhaupt nicht mit meinem musikalischen Kontext vereinbar und textlich auch nicht meine Sache. Also, tut mir leid, kann ich nicht machen. Obwohl das ein Major-Auftrag war, das hätte es auch recht viel Geld gegeben. Aber ich hab auch schon Sachen abgelehnt, wo ich nach zwei Tagen gemerkt habe, es kommt nicht auf den Punkt, das wird nur ein reines Verbiegen und Stress, da hab ich auch gesagt: Leute, da bin ich jetzt der falsche Mann dafür. Und gerade in dieser Zeit mit "Hey Little Girl" habe ich auch gleich klargestellt: Also wenn ihr jetzt ein zweites "Hey Little Girl" wollt - das werde ich nicht liefern. Noch mal das Mellotron auspacken und die softe Nummer machen oder so, das bring ich nicht, so wichtig ist mir das nicht, dass mein Name so oft erscheint oder was auch immer. Das hab ich den Leuten klar gesagt, und machen meinten, die hätten das aber schon gerne, dann haben wir's auch sein lassen. Und andere haben gesagt: Nee, darum geht's uns gar nicht, mach was du willst, du hast da alle Freiheiten. Und dann war das auch cool und gut zu machen.

Gibt's auch irgendeinen Wunsch-Remix von deiner Seite? Einen bestimmten Künstler oder eine Künstlerin, wo du sagst, das würdest du unbedingt machen wollen? Klassisches Stichwort: Madonna.

Das war klar, dass der Name jetzt fällt. Das wäre bei mir aber nicht unbedingt der Hauptwunsch. Sowas ist natürlich eine Wahnsinns-Referenz - egal wer das ist. Leute aus dieser Preisklasse oder Popularität zu remixen, ist logisch der Wahnsinn. Aber da gibt's jetzt bei mir nicht so die Wunschkandidaten. Im Einzelfall, wenn ich jetzt das eine oder andere Stück höre, denke ich: Ah, das würde jetzt super passen, da hätte ich voll 'ne gute Idee, schade, dass ich da nicht rankomme. Aber es gibt nicht so die Traumkandidaten.

Um jetzt mal zu was anderem zu kommen: Dein Label Ware hat ja mit sehr reduzierten, minimalen Stücken begonnen, was sich in letzter Zeit aber - und nicht nur auf deinem Label, sondern im Techno- und Housebereich generell - geändert hat, weg von der Reduktion hin zu einer Öffnung in andere Richtungen. Etwas zugespitzt ausgedrückt: Was ist der Ausweg aus dem Minimalismus? Was glaubst du, wie sich das abseits von der Retroschiene weiterentwickeln wird?

Na, wenn ich das voraussagen könnte, wäre ich vermutlich schon reich. Zum Glück kann das aber niemand, und es tut sich immer was. Es ist halt völlig klar: Der Minimalismus war damals die Antwort auf Breakbeats von 150 bpm, auf den Wahnsinns-Techno der da abging, Happy Hardcore bzw. schon gar nicht mehr happy, das Zeug, das aus Holland kam, und so weiter. Irgendwann war da einfach mal Schluss und es musste so was entstehen, das war ganz natürlich. Und jetzt ist auch völlig natürlich, dass bestimmte Leute wieder total die Schnauze von minimal Dubhouse voll haben. Bei mir ist es so: Ich finde das nach wie vor schön, aber ich mag absolut nicht diese ganzen Epigonen-Platten, die seit drei Jahren wie Sand am Meer erschienen sind und alle nach Basic Channel geklungen haben. Und der zweitmeistkopierte ist ja Modernist, der schon fast sein eigenes Genre im TechHouse geschaffen hat. Wolfgang Voigt wird eigentlich noch weniger nachgemacht. Da gibt's halt ein paar Leute, die diese knarzigen Sounds haben. Aber klar, diese typischen Epigonensachen kann man irgendwann nicht mehr hören - Kanal voll. Trotzdem gibt's immer wieder super geile minimalistische Stücke. Das Interessante ist ja eigentlich, den Minimalismus immer wieder neu zu definieren, ohne gleich wieder - einfach durch zuaddieren - etwas Opulentes zu machen. Das ist halt einfacher, aber wieder neue Sachen zu finden, die reduziert funktionieren, das ist super spannend. Da ist Areal mit eines der interessantesten Labels. Was mich wirklich interessiert - und das hast du ja schon angesprochen -, ist halt nicht ein Mehr zu machen von etwas, das wir schon hatten - ob das jetzt 80er-Elektro-Ästhetik ist oder wieder in Richtung Detroit und klassischen Techno geht. Das interessiert mich nicht. Das werde ich weder selber machen, noch wird das auf Ware stattfinden. Ich gucke nach Entwürfen, nach neuen Strukturen und Ästhetiken. Ich kriege wahnsinnig viele Demos, aber im Moment ist nichts dabei, wo ich sagen würde: Das muss jetzt erscheinen, weil da eine Alternative oder ein - in Anführungszeichen - "neuer Sound" passiert. Ich bin der Letzte der von Innovation und Neuem und so redet. Das ist alles sehr relativ. Was in den letzten Jahren passiert ist, waren nur Feinstverschiebungen, gerade im Minimalbereich. Überhaupt war die Entstehung von dem Sound keine besondere Innovation, gerade wenn man das in Bezug setzt zu den Sachen, die in Detroit in den frühen 90ern passiert sind. Da gab es schon sehr verwandte Sachen, an die dieser Minimal-Sound anknüpft. Das war alles kein Quantensprung. Auf der anderen Seite war's trotzdem immer wieder stimmig, zeitrelevant und schon modern. Ich will dem ja nichts absprechen, ich bin schließlich auch dabei und spreche auch für mich. Ich halte mich nicht für innovativ, trotzdem aber für zeitgemäß und zeitrelevant. Und da muss es auch bleiben. Man kann nicht in zwei Jahren noch den gleichen Sound machen wie jetzt oder 1999, das ist klar. Ich bin für mich selbst auch noch am Suchen, aber ich hab schon eine gute Vorstellung im Kopf. Und ich will, dass mein nächstes Künstleralbum sich um einiges von den letzten Sachen unterscheidet. Mir schwebt mehr vor, in eine Richtung von sich wandelnden Strukturen innerhalb der Songs zu gehen, weniger die Wiederholung so stark zu benutzen, wie es bisher immer passiert ist, aber auch nicht in die Strophe-Refrain-Sache zu gehen. Ich kann das immer nur so beschreiben: Es gibt von Can Instumentalstücke, die wie ein Fluss sind, die sich immer wieder weiterentwickeln, die aber damals auch schon ziemlich kompatibel waren mit Techno und House: Groove-betont, nicht virtuos, also nicht durch Soli bestimmt, sich irgendwie fort entwickelnd... Und ich habe die Vision, mehr in diese Richtung zu arbeiten. Das ist so ein bisschen die Theorie, in der Praxis gibt es auch schon etliche Samples und Sounds, die ich benutzen will. Aber wie das dann klingt, wird mich selber genauso überraschen wie die Hörer, weil was dann beim Produzieren schlussendlich rumkommt, ist halt noch mal sehr von Zufällen abhängig.

Was mir dazu jetzt einfällt: Was hältst du von Sachen wie Metro Area, die in ihrer Ästhetik ja sehr reduziert und transparent sind, aber zugleich auf die 80er und noch weiter auf die 70er zurückgreifen, also doch auch einen Retroaspekt haben?

Das ist eigentlich gerade das, was mich auch stört daran. Ich finde einige Sachen von Metro Area wirklich sehr schön. Am Anfang mochte ich's wegen dieser 70er-Disco-Ästhetik nicht. Ich hab die Promo bekommen, und hab mir gedacht: Meine Güte, warum? Morgan Geist ist ja dabei, der früher schon tolle, zeitrelevante Sachen im abstrakten Techno-Bereich gemacht hat, die einfach supergeil waren. Warum macht der jetzt so eine Retrogeschichte? Später ging's mir aber so, wenn ich das im Club gehört habe, dachte ich: Hey, das Stück kenn ich doch, das ist toll! Was ist das gleich noch? Aha, Metro Area. Und dann hab ich auch gesagt: Nee, es ist gut, ich will das doch auch haben und auflegen. Aber es ist trotzdem so eine gespaltene Reaktion. Am einen Tag finde ich sowas toll und tanze dazu, und dann denke ich wieder: Ach, meine Güte, jetzt ist aber mal gut mit alt, und mach doch wieder mal neue Klänge! Dann finde ich wieder die neue Areal-Compilation toll oder die Sachen die Hartmut, also Decomposed Subsonic macht oder auch andere Ware-Künstler. [lacht] Klar, doch es ist so. Ich würde die Sachen ja auch nicht rausbringen, wenn es nicht die Musik wäre, die ich total gut finde und gerne höre. Und dann denke ich wieder: Das ist es doch, da muss es doch eigentlich hingehen.

Vielleicht noch was Ernsteres: Auf dem letzten Ware-Labelsampler gab's ja eine Wahlempfehlung für Rot-Grün, um Stoiber zu verhindern. Ich will dich jetzt nicht zur aktuellen politischen Situation in Deutschland befragen, sondern mehr allgemein wissen, wie für dich Tanzmusik politische Botschaften transportieren kann. Und: Wird es das auch weiterhin auf Ware geben oder war es eher eine einmalige Aktion?

Naja, einmalige Aktion - weiß ich jetzt nicht. Ich habe keinen konkreten Plan in diese Richtung, aber es war auf jeden Fall nicht als einmalige Sache angelegt. Es kann jederzeit passieren, dass ich in irgendeiner Art und Weise wieder Stellung beziehe, es kann ein Songtext sein, es kann auf der Homepage oder auch wieder auf einer Platte stattfinden. Ich habe mir auch Gedanken gemacht zu der ganzen Irak- und Kriegsgeschichte, die derzeit läuft, ob man da was machen kann, aber mir ist bis jetzt nichts plausibles eingefallen. "War is not the answer" oder "give peace a chance" sind mir einerseits zu abgegriffene Floskeln, und auf der anderen Seite würde ich mir nicht zutrauen, die jetzt einfach so mal zu benutzen. Obwohl ich absolut vom Grund meines Herzens gegen Krieg und Gewalt bin, habe ich trotzdem eine Offenheit dafür, mir einen neuen Pazifisten anzuhören, der sagt: Ich bin Pazifist, aber unter diesen und jenen Voraussetzungen bin ich für Gewalt oder Krieg. Ich würde mir das zumindest mal anhören. Ich habe aber momentan keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen und zu einem Schluss zu kommen. Und ich müsste zuerst natürlich zu einem Schluss kommen, bevor ich wieder so einen Slogan lanciere. Man ist ja immer extrem sloganhaft. "Stoppt Stoiber - wählt Rot-Grün!" war eine superplakative Festlegung, aber die konnte ich auch absolut begründen und zu der stehe ich auch heute noch - egal, was da derzeit gerade läuft mit Schröder und Fischer. Ich finde das nach wie vor unterschreibbar. Während ich in der Irak-Sache noch nicht zu einem Schluss gekommen bin. Das liegt leider vor allem an der Zeit. Ich würde mich wirklich gerne mal mit diesem sogenannten neuen Pazifismus auseinandersetzen, würde gerne auch mehr Information über die Irak-Situation haben als die, die man aus den Medien kriegt. Aber da läuft insgesamt eine riesen Verschleierungsnummer. Ziemlich schlimm, aber leider in dem Fall nicht durch Wahlempfehlungen lösbar.

Und mal abgesehen von der konkreten heiklen Situation glaubst du also schon, dass Tanzmusik politische Inhalte und Botschaften transportieren kann oder sollte?

Ach, sollte soll man nie sagen, aber kann auf jeden Fall. Das hat diese Aktion damals von mir ganz klar gezeigt. Ich hab superviele Reaktionen darauf gekriegt - und durch die Bank gut. Und zwar nicht nur Reaktionen, so: Find ich gut, was du machst, sondern: Hey, du hast mich zum Denken angeregt. Eigentlich wollte ich nicht wählen gehen, aber ich hab jetzt noch mal drüber nachgedacht. Und genau das sollte es verursachen. Mir war auch wichtig zu sagen, Rot-Grün wählen und nicht nur wählen gehen, wie das andere gemacht haben. Denn PDS wählen hat in dem Fall nichts gebracht, weil es wäre für Stoiber gewesen. Egal wie links man ist oder wie man die wertet. Es war in dem Moment klar: Wenn man Stoiber verhindern will, muss man Rot-Grün wählen, es gibt keine andere Chance. Deswegen konnte man das auch so gut fassen. Und ich denke, dass Tanzmusik und im Prinzip jede Art von Kunst das immer wieder transportieren kann. Kunst ist für mich per se politisch. Es ist etwas, was die Allgemeinheit angeht und anspricht und von der Allgemeinheit wahrgenommen wird, Popmusik und so. Also sobald ich mich in so einen Kontext stelle, von so vielen Menschen irgendwie gehört werde, bin ich politisch. Das ist meiner Meinung nach einfach per se der Fall, da kann man sich auch gar nicht dagegen wehren. Als Filmemacher, als Künstler, als Musiker - man hat immer Verantwortung für die Menschen, die man erreicht. Ich mach mir schon Gedanken über alles was ich rausbringe, auch von anderen. Es gab immer schon mal Sachen, wo ich auch sagen musste: Diesen Songtitel vielleicht nicht, dieses Bildelement vielleicht nicht, z.B. aus Frauenfeindlichkeit oder anderen Gründen. Ich finde, man sollte sich immer wieder in Frage stellen und kontrollieren hinsichtlich solcher Dinge.

www.multicolor-recordings.de
www.ware-net.de
 
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last updated: 2009.08.26, 10:29