|
christopher just - roland flick fairmont princess # 1527 |
combination |
Zumindest eine scheintote Lady auf dem Cover muss es schon sein, wenn der Wiener Electro-Schwerenöter Christopher Just in einem Album seine Verwandlung vom Partyrammbock zum etwas braveren Popboy inszeniert. Passend zur Abendrobe besagter Dame ist auch der Einstieg in die Platte prunkvoll Filmmusik-mäßig und gibt die Overtüre zur Erzählung einer großen Katharsis. Die Tracks entwickeln dann tatsächlich eine narrative Kraft. Beim ersten Anhören wartet man an manchen Stellen vielleicht noch auf die einsetzenden Vocals, die dann doch nicht kommen, aber fette Synthiemelodien füllen diesen Part in den instrumentalen Tracks bald gänzlich aus.
Falls die Geschichte, die "Roland Flick Fairmont Princess # 1527" erzählt, auch so ernst und traurig sein sollte, wie der Beipackzettel glauben macht - zuviel Spaß, viel zuviel Party und der große Kater danach -, so fällt doch auf, dass Just ein sehr unaufgeregter, nie unnötig dramatisierender Märchenonkel ist. Die Gefühle, die er in seine Stücke gelegt hat, drückt er den HörerInnen zumindest nicht penetrant auf die Tränen- oder Euphoriedrüse. Und er klingt immer noch so frisch, wie man es gewohnt ist, nur facettenreicher, romantischer. Seine Klangzutaten holt er wie gehabt aus dem Elektroallerlei-Laden: Moroder-Synthies und synthetisches Kuhglockengebimmel, Electrobreaks und schlaffe High-Energy-Bässe, die in Justs augenzwinkernd durchdrehenden Arrangements doch noch richtig Drive entwickeln. Und zwischendrin selbstverständlich das gegenwärtig obligate Zwirbeln einer 303. Just hat sich ja schon mit seinen letzten Platten auf Cheap, die er unter das genial-simple und völlig zutreffende Motto House stellte, als alter Acid-Aficionado ausgewiesen. Das Gute ist, dass Just nicht neben diesem Getümmel als Kommentator stehen bleibt, sondern sich mitten hinein wirft - und schließlich doch wieder auf einer Party landet.
www.combination-rec.de
www.christopherjust.at
(2005.05.24, 11:54) |
comment
|
|
|
|