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cristian vogel - station 55 |
novamute |
Er kann es auch noch ganz anders krachen lassen. Das hat Cristian Vogel vor kurzem als Produzent des avantgardistischsten, noisigsten Chicks-On-Speed-Albums "Press The Spacebar" unmissverständlich klargestellt. Die groovende Slickness, die Super Collider, sein Projekt mit Jamie Lidell, noch hatte, war wie weggeblasen. Und während Lidell sich vom Techno-Funk wegorientiert in Richtung Songwriting mit traditionellen Strukturen und Sounds, geht Vogel seinen Weg ohne Blick zurück weiter. Sein Halt in der "Station 55", einem unheimlichen, verlassenen Bahnhof an toten Technogeleisen, wird wieder eher von ausgefuchstem Digi-Funk als von No Wave untermalt.
Vogel skelettiert seine Tracks in weiten Teilen zu einer auf Beats und Bass reduzierten Basis, die alleine schon derart beängstigend kratzt und schabt, dass man auf weitere Zutaten gerne verzichten würde. Aber nichts da, sägende Horrorflächen, durchdrehende Spielautomaten und nicht zuletzt die bevorzugt ins Hysterische kippenden Stimmen von Kevin Blechdom, Max Turner, Burbuja und Franz Treichler von den Young Gods zischen in zerzausten Echos durch die Bahnhofshallen und machen das Szenario perfekt. So wird eine düstere Ambivalenz des Albums beinahe mit Händen greifbar: die einsame Haltlosigkeit des Avantgardisten. Cristian Vogel bohrt sich so sehr hinein in seine autistische Jetztmusik, dass er nur großartig scheitern kann. Und es ist ungemein spannend, ihm dabei zuzuhören.
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(2005.06.20, 15:08) |
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