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dopplereffekt - linear accelerator |
gigolo |
Das "Vorsicht Gesamtkunstwerk!"-Schild vor ihren CDs haben Dopplereffekt diesmal mit "Vorsicht Teilchenphysik!" ausgetauscht. Die kleingedruckten Warnungen darunter lesen sich ungefähr so: Das Album bildet einen Linearbeschleuniger nach, die einzelnen Tracks stellen Teile der Apparatur dar und zum Teil sogar auch die unbekannten Elementarteilchen, denen mit dem Beschleuniger nachgespürt werden soll, so etwa das "Myon-Neutrino" oder das "Z-Boson".
Je mehr Theorie desto weniger Funk, pflegt ein Freund von mir zu sagen. Damit hat er wohl nicht immer, hier aber auf jeden Fall recht, denn Dopplereffekt haben im Vergleich zum "Gesamtkunstwerk" beinahe alles eingespart: Vocals, Beat und eben insbesondere den Funk. Das klingt schlimm und schreckt zunächst mal ab. "Linear Accelerator" ist wegen der Beschäftigung mit den kleinsten, den letzten Teilen allen Seins eine Musik der Analyse, der Zerlegung und damit der Vereinzelung und Atomisierung (bzw. der Quarkisierung, doch diesem Begriff fehlt leider noch die soziale Relevanz). Eine kaputte, verzweifelte Klangwelt, bei der man natürlich gerade jetzt versucht ist, sie als das Hintergrundrauschen maschinengenerierten Leids zu lesen.
Doch diese kahle, kalte Kaputtheit entwickelt ganz eindeutig auch einen gewissen Charme. Wenn etwa im leicht Groove-betonten "Higgs-Mechanism" die Hookline - wenn man das Synthiepiepsen denn so nennen kann - aus dem Tritt kommt und sich erst wieder sehr zäh und nach mehrmaligem Anlauf zurück in die Versuchsanordnung hineinstottert, meint man, die Menschlichkeit der Bosonen und Gluonen erahnen zu können.
www.gigolo-records.de
(2003.05.05, 20:20) |
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