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aardvarck - cult copy |
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In den letzten Monaten stand es in allen einschlägigen Magazinen zu lesen: Amsterdam ist das neue Detroit. Der holländische Produzent Aardvarck wurde neben seinen offensichtlichen Affinitäten zum Techno der Motor City gerne auch in die Nähe zu Nu Jazz gerückt, klang dafür aber im Grunde stets zu dreckig und eine Spur zu absurd. Viel eher als ein formatiertes Beatpattern zu bedienen, sind seine Tracks immer wieder in sich selbst gebrochen, zerfransen, zerfasern und vervielfältigen sich. Mit seinem zweiten Album "Cult Copy" vollzieht Aardvarck nun eine Wendung zurück zur direkten Schlagkraft auf dem Tanzfloor, und zwar explizit zur frühen Techno-Phase Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, der er, angelehnt speziell an Carl Craig, in seiner persönlichen Musiksprache nachspürt und damit also einen privaten Musikkult kopiert, wie der Titel der Platte freimütig und zugleich mit viel Understatement zu Protokoll gibt.
Die verschroben rumpelnden Stücke des Albums enstehen aus Überlagerungen, aus dem steten aneinander Reiben sich beißender und schließlich doch gemeinsam vorwärts pushender Soundfetzen und erzeugen so eine Roughness und einen Impact mit zugleich hohem Melancholiefaktor, die allein mit dem Detroit-Verweis nicht zu fassen sind. Obwohl "Cult Copy" damit bestens in die Nostalgie-Konjunktur dreckiger, analoger Klänge passt, die elektronische Tanzmusik derzeit entscheidend mitbestimmt, entgeht Aardvarck dem Widerspruch zwischen postuliertem Futurismus und Traditionalismus dadurch, dass er sich um beides nicht angestrengt bemüht, sondern seine musikalische Persönlichkeit sprechen lässt. Und es damit geschafft hat, aus dem Bauch heraus eine schlicht umwerfende Charakter-Platte zu machen.
www.rushhour.nl
(2006.01.26, 16:42) |
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