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flying lotus - los angeles |
warp |
HipHop ohne Worte. In einer Bling-Bling-Battle-Welt mit dem Grundgesetz "größer, krasser, derber" scheint das keine besonders erfolgversprechende Strategie zu sein. Doch Steven Ellison alias Flying Lotus wird mit seinem zweiten Album voller intrumentaler, verschrobener Breakbeats trotzdem als das nächste große Ding gehandelt. Was seinen Stücken an Protzrhetorik fehlt, das wird ihm andererseits durch Vergleiche mit der Sound-Tüftelei eines Aphex Twin gutgeschrieben. Also alles nur eine Frage des Kontexts und der Vermittlung.
Schließlich haben sich Elektronikweißbrote aus Mitteleuropa über
Produktionen von J Dilla und Madlib, aber eben auch über Musik von Prefuse 73, Dabrye oder vom Label Anticon einer Form von HipHop angenähert, die mit Zuschreibungen wie "intelligent" oder "abstrakt" bisher immer vom real Shit und den damit einhergehenden Klischees und Vorurteilen abgehoben wurde. Diversität in Sachen Attitüde, Ausdruck, nicht zuletzt auch sozialer Verortung wollte ausdrücklich betont werden. Flying Lotus als G-Funk-Kid aus Los Angeles räumt nun damit auf.
In seinen atmosphärischen Tracks fließen HipHop, Electronica, Sample-Soul und böse grummelnde Bassmusik mit indischen und südamerikanischen Einflüssen zu einem düsteren, zähen Brei zusammen, der trotzdem groovt wie Hölle. Damit hat er einen neuen Electronica-Konsens erschaffen. In England sind sich von Dubsteppern bis zu Massive Attack und Portishead schon alle einig: Flying Lotus ist größer als HipHop und größer als Bling Bling, gerade so, wie Dead Prez zu rappen pflegten. Die illustre Verwandtschaft - Alice Coltrane war seine Großtante - muss da als selling Point gar nicht mehr eigens in die Auslage gestellt werden.
www.warprecords.com
myspace.com/flyinglotus
(2008.06.24, 12:53) |
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