Wollita
Die lebensgroße Häkelpuppe Wollita, "Tochter" von Françoise Cactus und Gegenstand einer Boulevard-Hetzkampagne, hat ihre Autobiografie geschrieben und eine CD aufgenommen.
(2005.12.05, 14:18)
Boulevard-Survivor
Im Frühjahr 2004 veranstalteten Bild und Berliner Zeitung eine Hetzjagd auf die Ausstellung "When Love Turns To Poison" im Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, in der verschiedene künstlerische Positionen zu Liebe, Sex und deren Schattenseiten kuratiert worden waren. Françoise Cactus hatte, als ironischen Kommentar zur Darstellung von Frauen als (Sex-)Objekten, die lebensgroße, halbnackte Wollpuppe Wollita im "komplett unerotischen" Topflappenstyle gehäkelt. Die BZ hievte zwei Wochen nach der Vernissage Wollita auf ihr Titelblatt, empörte sich über die Verschwendung von Steuergeldern und brandmarkte die "große, nackte Strickpuppe mit gespreizten Beinen" sowie die komplette "Porno-Schau" als widerlich und pädophil.
Moment mal, die BZ, ist das nicht das Yellow-Press-Organ, auf dessen Website man sich an einer Online-Theke nacktes Frauenfleisch, geordnet nach Haarfarben, in mannigfaltiger Ausführung vorführen lassen kann? Ach ja. Als witzige Replik auf die Regenbogen-Treibjagd haben Françoise Cactus und Wolfgang Müller nun die Autobiographie von Wollita in ein kleines Büchlein gegossen, in dem in einer Chronologie der Ereignisse all die bigotten Anschuldigungen genüsslich aufgezählt und pulverisiert werden. Als Bonus gibt es eine tolle Mini-CD, auf der Wollita alias Françoise bzw. Stereo Total eigene und gecoverte Lieder singt - u.a. "Wollmensch-Maschine" von Kraftwerk und "Je m’appelle Wollita" von Alyzée.
Françoise Cactus und Wolfgang Müller: Wollita - Vom Wollknäuel zum Superstar.
Martin Schmitz Verlag 2005. |
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