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Heidi Mortenson
 
Wer die eigene Musik als "Tomboytronica Electrosoul" bezeichnet, kann eigentlich nur im richtigen Team spielen. Heidi Mortenson, Exil-Dänin in Berlin, lässt es mit "Wired Stuff" krachen.
(2006.02.21, 20:59)

Hechel, hechel, Glitch, Orgel, Beat. Die ersten Takte, und I’m a slave 4 U, Heidi! Aber könnte eigentlich irgendwas mies sein, das sich selbst als "Tomboytronica Electrosoul" versteht? Das erratische, rockende Synthietronics berührungsfurchtlos mit sexy HipHop-Attitude und croonendem R’n’B-Sentiment versetzt, ohne Angst vor nerdy Kontrollverlust einerseits, und ohne dabei andererseits den Sauberschmutz-Supersexappeal bedienen zu müssen? Für viele andere bedauerlicherweise wahrscheinlich ja, für mich: das Größte.

Heidi Mortenson, ursprünglich aus Dänemark, jetzt nach Barcelona in Berlin hängen geblieben, schmeißt in "I Just Know", dem ersten Stück ihres Albums "Wired Stuff" (Wired Records), die Existenz entscheidenden Popuniversalien von "Right" und "Wrong" so lange durcheinander, bis nur noch eine hysterisch absurde Pulpa übrig bleibt: "You might be right but you’re wrong for me / I might be wrong but I am right for you." Und wie das klingt! Wie sagt man da? Hitzig! Klar erinnert das auch an die Cheekiness von "I'm Kevin Blechdom and you broke my heart / and I want to be together and you wanna be apart" - ist ja auch die Kollegin, mit der Heidi im ersten Berlinjahr viel zusammen gearbeitet hat. Man liest über Mortenson, dass sie früher mit dem Kopf in der Waschmaschinentrommel gesungen hat und auf Bühnen gerne in den langen Unterhosen ihres Großvaters herumparadiert.

Aber auch ohne diese geilen Performance-Knallfrösche ist die Liebesaffäre zwischen krauser Elektronik und physischem Soul, die bei Super_Collider zwar ganz anders, aber auch schon gut war, lange überfällig. Wo Phon.o auf seiner tollen Platte ein bisschen zu sehr auf Booty-Bitch-Terror setzt, wie ironisch auch immer, wird hier den Ladies Reverenz erwiesen. Heidi rappt wie Peaches, skandiert wie Lesbians on Ecstasy, daddelt wie Sophie Rimheden und gebietet wie die ganz frühe P.J. Harvey in ihrer Version von deren "Legs". Dass "Wired Stuff" in der Summe ganz anders klingt und von Dub über Breakbeat-HipHop bis Häcksel-Elektronik alles drauf hat, ohne sich in ödem Eklektizismus zu verrennen, ist dabei klar. Aber macht man halt so - Frauen werden mit anderen Frauen verglichen. Kennt ihr ja. | intro feb 06
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