plastikmädchen
texte zu feminismus und popkultur
 
musik

buch

comic

film/tv

mädchen

alltag

wer

was


home


xml version of this page
Le Tigre
 
Expliziter than ever, und kein bisschen resigniert. So klingen Le Tigre auf ihrem zweiten Album "Feminist Sweepstakes".
(2002.08.06, 19:54)

Feminist Revolution Coming Soon To A Store Near You

Expliziter than ever, und kein bisschen resigniert. So klingen Le Tigre auf ihrem zweiten Album "Feminist Sweepstakes", das nach der EP "From the desk of Mr.Lady" ihre dritte Veröffentlichung ist, und schaffen es dabei, die mittlerweile von den verschiedensten Seiten an sie herangetragenen Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern sogar zu übertreffen.

Während frau im populären Mediendiskurs darauf konditioniert ist, schon fast vor Freude ein Herzinfarkt zu bekommen, wenn irgendwo der Terminus "Feminismus" in affirmativer Weise verwendet wird, schaffen es Kathleen Hanna, Johanna Fateman und J.D. Samson, die nun statt Sadie Benning dabei ist, in den 13 Songs in beinahe jeder Zeile sprengstoffgeladene feministische Epiphanien zu verstauen, die krachend zu rohen, minimalistischen Gitarrenloops und fordernden Vocals detonieren. "There?s no one telling us where to stand or where to be, we?re just this huge strong mass of feminist fury. Resist" heißt es pushend in Dyke March 2001, und die direkt an die Hörerinnen gerichteten, meisten geschrieenen Parolen in den anderen Liedern sind ähnlich upliftend, ohne dabei ein stumpfes Durchhalten zu propagieren.

In F.Y.R., dessen Titel sich an den von der radikalen Feministin Shulamith Firestone vor mehr als 30 Jahren geprägten Begriff Fifty Years of Ridicule anlehnt und frappant an "The Floating Pyramid" von ihren europäischen Labelgastgeberinnen Chicks on Speed erinnert, sezieren sie mit beißend sarkastischen Beobachtungen wie "we got equal rights on Ladies Nite" und "One step forward, five steps back" den kläglichen Status Quo of female rights. Von der Kritik wird das dann teilweise gerne für zu dogmatisch und didaktisch befunden (gut, dass le Tigre ihre Rolle als großartige Didaktinnen auf der Bühne sichtlich genießen), und dabei wird dann auch noch schnell die Musik als billige Casio-Orgeleien abgetan. Dass dabei abseits von nervigem Frickel-Expertentum ganz bewusst durch Reduktion eine ganz eigene Pop-Ästhetik der catchy "Rollerskate Jams" geschaffen wird, die sowohl auf musikalischer wie textlicher Ebene aufrichten und in den Arsch treten soll, ist offensichtlich immer noch nicht durchgesickert. Rotziges DIY-Punk-Geröhre steht hier neben soulfullen Dance-Samples und new wavigen Drumgeplucker, und über allem schwebt die Referenz an die klassischen Girl Groups der gleichberechtigten Stimmen. "Feminists we?re calling you. Please report to the front desk!" - Yup, bin schon da. | nylon dez 01
kontakt