plastikmädchen
texte zu feminismus und popkultur
 
musik

buch

comic

film/tv

mädchen

alltag

wer

was


home


xml version of this page
Plüsch im Spotlight
 
Dani Siciliano kombiniert auf ihrem Debütalbum "Likes…" obskure Samples und komplexe Beats mit ihrer schmelzenden Jazz-Stimme. Elegante Zurückhaltung is Queen.
(2004.03.12, 13:01)

Nachdem Dani Siciliano jahrelang die Werke von Typen wie Matthew Herbert, Brooks und Soft Pink Truth durch ihre jazzy-schmelzige Stimme erstrahlen ließ, war das erste Soloalbum jetzt ganz schön fällig. "Likes..." (!k7), das Dani in ihrem eigenen Londoner Ministudio ersequencet und ersamplet hat, ist eine Platte, die immer leise und verhalten klingt - als ob sie sich lieber im Halbdunkel der hinteren Plüschsitzreihen eines geleerten Saales rumdrücken würde, statt sich auf die Bühne ins Spotlight zerren zu lassen. Selbst wenn die Stimme der Ex-DJ und Jazzvokalistin aus San Francisco nicht nur magnetisch flüstert, sondern über erlesenen Bläsern, selbst eingespielter Klarinette und obskuren Uralt-Samples von Schreibmaschinen, Feuerzeugen und schlagenden Türen auch in die Vollen geht, bleibt da immer noch diese Attitüde der bewussten Zurückhaltung.

Besonders deutlich wird diese Spannung der Zurückgezogenenheit, des Nicht-Greifbaren in ihrem Cover von Nirvanas "Come As You Are", das bei ihr wie ein modernisierter, bis auf das Skelett abgeschälter, bitter-edler Jazz-Chanson-Standard klingt, den sich Anfang der 90er ein paar zottlige Radaubrüder unter den Nagel gerissen haben. Die Single "Walk The Line" drängt dagegen als einer der wenigen Tracks mit seinem blechernen, präzise stolpernden Rhythmus und den toll giftigen Vocals ganz nach vorne. Dani, die früher gerne spottbillige Disco-, Funk- und Soul-Maxis aus SFs Thrift Stores auflegte und als Einflüsse auch Punk, HipHop und House zitiert, hat auf "Likes..." abseits von Sampling- und Polit-Dogmen ihres Ehemannes Herbert zu einer lakonisch-minimalen Schönheit gefunden, die trotz stilistischer Vielfalt eine deutlich homogene Formsprache singt. | intro feb 04
kontakt