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Robots, we love your DIY
 
Die Synth-Punketten Robots In Disguise sind angeblich das next big thing aus England. Und dieses eine Mal sage ich: ja ja ja!
(2002.10.02, 11:53)

Do Or Die

Dem nächsten großen Ding aus England steht man ja eigentlich generell immer recht skeptisch gegenüber. Und wenn es dann noch was mit dem Hype der Stunde zu tun hat - nein, nicht mit dem derzeit grassierenden Rockwahn, sondern mit "Electroclash" und 80er-Synthsounds und Maschinenästhetik -, dann steigt die Alarmbereitschaft noch weiter. Was für eine Überraschung, wenn dann auf einmal, trotz aller Vorbehalte, die Bombe einschlägt und genau ins Schwarze trifft. Die neueste britische Invasion heißt Robots In Disguise und hat es geschafft, mich angenehmst zu überrumpeln. Die beiden Robots Sue Denim und Dee Plume, die zuerst in Liverpool mit zwei Freundinnen in einer Garagepunkband gespielt hatten, werden von ihrer Promoagentur recht adäquat als Destillat aus Electroclash, Girl-Pop, Riot Grrrls und Electro-Punk vorgestellt. Andere sehen Parallelen zu Lush, Shampoo, Chicks On Speed und den Slits; die Künstlerinnen selbst zeigen sich begeistert vom Glamour von Debbie Harry, David Bowie und Miss Kittin und dem strangen Avantgarde-Ethos von Throbbing Gristle.

Neben ihrem extrem catchy Synthpunk-Sound mit den harmonischen Doppelvocals, der von Sneaker Pimp Chris Corner perfekt produziert wurde, zeichnet die Band vor allem ihr äußerst sympathischer Aktivismus aus. "We were upset by going to concerts and seeing bands that only play their albums, watching their feet... We wanted to create something more visual, funnier" sagten die beiden dem Magazin "Numero" im Juni dieses Jahres. Genervt von dieser Statik, legen die beiden Girls großen Wert auf exzentrische Bühnenperformances in komischen selbstgemachten Kostümen und nehmen sich dabei vor allem selbst nicht allzu ernst. "D-Side" erzählten sie: "Wir rebellieren gegen die Herrschaft der Männer auf der Bühne, gegen jene, die uns die Show stehlen wollen und gegen Gruppen, die nur aus Typen bestehen, die sich selber zu ernst nehmen!"

Bei ihren Auftritten schmeißen die Robots auch gerne kleine selbstgebastelte Kunstobjekte wie Buttons, Postkarten oder verzierte Kondome ins Publikum - ganz in Übereinstimmung mit ihrer Hymne ans Selbermachen, dem großartigen Song "DIY", der mit der Zeile "Don't break my amateur art" beginnt und den fantastisch aktionistischen Refrain "DIY - do or die" featuret. Und als wäre das nicht alles schon toll genug, katapultieren mich Sue und Dee in den Orbit der Glückseligkeit, indem sie im D-Side-Interview auf die Frage, ob sie denn eine feministische Band seien, ganz locker "Ja klar" antworten. Ja gibt's denn das? Ach, und habe ich schon erwähnt, dass ihr Song "Bed Scenes" eine Ode an den Cunnilingus ist?

Die erste Robots-EP ist 2000 auf Chris Corners Splinter Label herausgekommen, allerdings nur in UK. Das erste, selbstbetitelte full length Album ist schon Anfang des Jahres auf dem Pariser Label Recall veröffentlicht worden, soll aber Anfang November noch mal richtig groß rauskommen. Eine Tour ist für Ende des Jahres auch geplant. | fm4.orf.at sep 02
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