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Feminale - Frauenfilmfestival in Köln
 
Zum elften Mal geht die Feminale vom 2.-6.10. in Köln dieses Jahr ins Rennen, und ich bin zum ersten Mal dabei.
(2002.10.05, 18:52)

Feminale in Köln

Auf der Feminale, dem weltweit zweitgrößten internationalen Filmfestival, auf dem Filmproduktionen gezeigt werden, bei denen Frauen Regie geführt haben, sind 120 Kurz- und Langfilme aus 24 verschiedenen Ländern zu sehen. Es gibt sechs verschiedene thematische Programmschienen: "Horizonte" für internationale Debüts, "Panorama" mit aktuellen Filmen nur aus Europa, das Lesben- und Transgenderprogramm "Quer Blick", "Zeit Lupe" mit Produktionen zur Globalisierung, mit Mädchen beschäftigt sich "Girls Focus", ein "Special" zur Avantgarde-Filmerin Maya Deren und zum Themenkomplex "Working Girls", und das "Porträt" bietet eine Werkschau der irisch- nigerianischen Filmemacherin Ngozi Onwurah.

Die Filme werden in vier verschiedenen Kinos der Stadt gezeigt, die, soweit ich das jetzt schon beurteilen kann, bei allen Filmen recht gut gefüllt bis überfüllt sind. Es sind viele Kurzfilme und Videoarbeiten zu sehen; das meiste kommt aus den üblichen verdächtigen Regionen wie USA, DE und GB, aber es gibt auch ein Kuba-Spezial, Filme aus Argentinien, Israel und Asien. Mir fällt auf, dass die Filme fast ausschließlich von Frauen besucht werden, und ich frage mich, ob sich Männer einfach nicht für die Thematik interessieren oder keine "Eindringlinge" sein wollen, aber dann erinnere ich mich auch, dass das mein erstes Frauenfilmfestival ist - ich habe also gar keine Vergleichsmöglichkeiten.

Der erste Filmblock, den ich besucht habe, war auch schon gleich mein persönliches Highlight, bei dem es sich - wie so oft - um Dokumentarfilme handelte. In "Some Real Heat" dokumentiert Stefanie Jordan aus Deutschland das Leben und Arbeiten von Feuerwehrfrauen in San Francisco - und zwar vor dem 11. September 2001, wie die Filmemacherin vor dem Screening betont. Also noch nichts mit Glorifizierung der fire fighters, sondern direkte, kritische und oft sehr amüsante Beleuchtungen des mittlerweile mystifizierten Berufszweigs. San Francisco hat mit 13% weiblicher Besatzung den höchsten Anteil an weiblichen Feuerwehrleuten der Welt, und die ganz unterschiedlichen Frauen, die hier interviewt werden, gehen wahrscheinlich auch deswegen erfrischend selbstverständlich mit ihrem Job in einer klassischen Männerdomäne um, ohne dabei ihre Quasi-Sonderstellung in der Gesellschaft zu vergessen. Wenn die Feuerwehrfrauen über ihre Lieblingswerkzeuge reden und davon schwärmen, wie toll es ist, mit der Axt einen Weg freizuhauen oder wie gut sie sich mit den geliebten Kettensägen auskennen, dann ist das schon ein recht erhebendes Gefühl. Aber auch kleine Frustrationen sind oft mit im Gepäck, wenn z.B. Al mit Identifikationsproblemen zu kämpfen hat: "The fire department is very white, male and heterosexual - and I am none of these things", oder eine andere fire fighter erzählt, wie sie auf dumme Fragen über ihren Job bei der Feuerwehr am liebsten sarkastisch zurückbellen würde: "What do I do at the fire department? Well, I suck dick, clean and cook - what did you think?!"

Die im Anschluss gezeigte Doku über die DDR- Frauenzeitschrift Sybille "Träume nicht Sybille", die Magisterarbeit von Julie Schrader von der Berliner Humboldt-Uni, spürt anhand von Interviews mit ehemaligen Redakteurinnen, Fotografinnen und Models der 1995 aufgrund Anzeigenmangels eingegangen Frauenzeitschrift dem Frauenbild in der ehemaligen DDR nach. Dabei wird deutlich, dass Sybille, die nach dem Mauerfall auch begeistert von Westlerinnen gelesen wurde, da sie sich von den üblichen Werbeblättchen wohltuend abhob, schon immer ein avantgardistisches Mode- und Bildverständnis hatte, mit dem Vorgaben des ZKs leicht unterlaufen werden konnten, da dort die subtile Bild- und Modesprache nicht dekodiert wurde. Auch wurde Mode nie abgehoben vom Kulturteil als reine Warenwelt dargestellt, sondern sollte immer auch etwas über die Lebensumstände und Arbeitsverhätlnisse der Frauen vermitteln. Eine sehr lehrreiche Lektion nicht nur für jene Wessis, die immer davon ausgingen, dass modemäßig in der DDR höchstens "Steppdecken für die sowjetischen Bauernkolchosen" designt wurden, wie eine Ex- Redakteurin ironisch anmerkt.

Außerdem standen bei mir noch auf dem Programm: "By Hook Or By Crook" (Dodge/Howard, USA 2002), ein von den Veranstalterinnen hochgelobter Spielfilm, der das Verwirrspiel von geschlechtlichen und sexuellen Identitäten auf die Spitze treibt und dabei noch psychische Krankheiten, die Suche nach den leiblichen Eltern und Country vs. City verhandelt. Mir waren aber, trotz des spannenden Ansatzes, zu viele Schwächen in Drehbuch und in den Dialogen sowie in den schauspielerischen Leistungen, die streckenweise doch arg amateurig overacted waren, so gemein das auch für ein so ambitioniertes Projekt klingen mag.

In der Spätvorstellung gab es dann noch "Fish and Elephant", das Langfilm-Debüt der chinesischen Regisseurin Li Yu - der erste chinesische Film, der offen lesbische Liebe thematisiert. Die Elefantenwärterin Xiao Qun wird von ihrer überbesorgten Mutter von einem Date zum nächsten geschleppt, da sie nun fast 30 ist und unbedingt heiraten und Kinderkriegen soll. Doch sie will nicht, denn sie interessiert sich für Frauen und nicht für Männer, doch ihrer familienfixierten Mutter das beizubringen, erscheint fast unmöglich. Als sie sich jedoch in eine Verkäuferin verliebt, eine alte Geliebte wieder auftaucht und ihre Mutter auch ein Geheimnis zu hüten scheint, kommen die Dinge ins Rollen... Auch wenn man dem Film seine Low- Budget-Produktion durch merkwürdige Störgeräusche vor allem anhört und viele Dinge scheinbar endlos verhandelt werden, die im Westen schon fast allgemein vorausgesetzt werden können, bietet der Erstling doch einen äußerst interessanten Blick auf Lebensrealitäten und -entwürfe in Beijing, über die man hier viel zu wenig mitbekommt.
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