Gustav
Bei Eva Jantschitsch alias Gustav wird melancholische Niedlichkeit zur subversiven Strategie. Dazu passt auch der Titel ihres Debüt-Albums: "Rettet die Wale".
(2004.12.07, 14:44)
Viele möchten in Eva Jantschitsch alias
Gustav schon die nächste Björk sehen, da für Frauen, die mit elektronischen Mitteln spleenige Musik mit Gesang erzeugen, anscheinend weltweit nur ein einziges Role Model bereitgehalten wird. Doch bei Gustav passiert mehr an Politik: Da wird melancholische Niedlichkeit zur subversiven Strategie. Wer die junge Künstlerin aus Wien schon mal live hinter ihrem scheinbar infantilen Gerätepark gesehen hat, hat sich von ihrem ironisch schüchternen Lächeln vermutlich genauso in die Irre führen lassen, wie dieses Debüt-Album vordergründig auf die falsche Fährte lockt. Eva singt und flüstert zu ihrem elektronischen Songwriting mit sehr schöner, genau an den richtigen Stellen brüchiger Stimme in ungewohnt stolpernden, fast jazzigen Phrasierungen über ambientiges und trotzdem poppiges Geklöppel. Ihre lieblichen deutsch-englischen Gesangslinien intoniert sie dabei mit einer Attitüde, die man gerne als mädchenhafte Naivität bezeichnen würde. Sollte man ruhig, denn so kommen die gar nicht soften Texte noch überraschender durch die Hintertür rein und hauen den HörerInnen ordentlich aufs Ohr.
Im Titelstück "Rettet die Wale" singt Frau Gustav zart: "Rettet die Wale / und stürzt das System", um sich später zum herrlich unerschrockenen Ratschlag zu steigern: "lasst den Kindern ihre Meinung / oder treibt sie früher ab." Politics, ob die ganz großen oder die privaten, werden in Tracks wie "We Shall Overcome" oder "Little Weird Grrrl" zuhauf - subtil oder beißend plakativ - verhandelt. Die Liste der von Eva in ihrem Wohnzimmer eingespielten Instrumente ist beeindruckend lang und divers, und man kann sich irgendwie vorstellen, dass sich in diesem Wohnzimmer auch Jim O'Rourke oder Dani Siciliano zu Hause fühlen würden.
Gustav - Rettet die Wale (
Mosz) |
intro dez 04