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Water Lilly
 
Superkühl, minimalistisch und stylish ist "Sputnika", das erste Album der Schweizerin Water Lilly, auf dem sie dunkle Electro-Beats mit tiefgefrorenen Vocal-Fetzen verbindet.
(2005.04.11, 14:31)

Nachtblume

Weil ihr das Bild der sich Nachts öffnenden Wasserlilie wie eine schöne Metapher für ihren Job als DJ und Elektronikproducerin schien, hat Water Lilly diese Blume zur Patin ihres Artist-Namens gemacht. Nachdem die Genferin, die seit 1999 als Producerin und seit 1996 als DJ aktiv ist und davor Gitarre in einer Noise-Pop-Band spielte, schon auf unzähligen Maxis, Remixes und durch Kollaborationen (z.B. mit Plastique de Rêve) ihre Spuren hinterlassen hat, kommt mit "Sputnika" jetzt ihr erstes Album - beim Genfer Label Mental Groove, auf dem Kollegin Miss Kittin erst unlängst ihre Mixcompilation "Radio Caroline" veröffentlicht hat.

Auch wenn sich oberflächlich Parallelen zum Sounddesign der Französin aufdrängen, sieht Water Lilly nur minimale Überschneidungen. "Sicher, Caroline und The Hacker, der wirklich ein genialer Produzent ist, verfolgen ähnliche Ansätze, da wir alle retro-futuristische, kühle Synthpopklänge mögen, aber unsere drei aktuellen Alben klingen letztlich sehr unterschiedlich." Und in der Tat wirkt "Sputnika" durch sein im Stil des Soz-Realismus gehaltenes Artwork und die schon fast dehumanisierten, kalten Electro-Tracks mit den wie ein Instrument eingesetzten female-vocal-Fetzen auf eine ganz besondere Art sparsam und spröde. Bei allem Minimalismus schleichen sich durch die Hintertür allerdings immer wieder emotionale Momente ein - auf "Flashover" meint man Echos von Depeche Modes "Behind The Wheel" zu hören, obwohl das Album garantiert Sample-frei ist -, wobei dieses Hybrid von der Produzentin, die sich trotz ihrer glamourösen Erscheinung als Studio-Nerd bezeichnet, durchaus kalkuliert ist: "Ich mag das Austarieren von Gegensätzen". Wie passend da, dass Water Lilly, die in ihren DJ-Sets mit bollernden Tracks alle Tanzflächen in Brand setzt, vier Tage die Woche als Archivarin in einem Museum für antike Bücher arbeitet. | intro april 05
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