plastikmädchen
texte zu feminismus und popkultur
 
musik

buch

comic

film/tv

mädchen

alltag

wer

was


home


xml version of this page
M.I.A.
 
Mit dem respektlosen, mitreißenden und höchst politischen Soundclash ihres Debüts ist die aus Sri Lanka stammende Londonerin M.I.A. die Bombe, auf die die Presse gewartet hat.
(2005.05.17, 20:40)

M.I.A. ist die Bombe, auf die die Presse gewartet hat. Schon vor der offiziellen Veröffentlichung des ersten Albums der 27jährigen Maya Arulpragasam, die von Peaches zum Musikmachen ermuntert wurde, hieß es fast hysterisch, "Arular" (XL Recordings / Beggars Banquet) sei das beste britische Debüt seit Dizzee Rascal und besser als The Streets und Ms Dynamite zusammen. Die Persona von M.I.A. wirkt dabei wie der heißeste Traum globalisierungskritischer, Hipness-verliebter JournalistInnen, denn hier ist wirklich alles da: Eine unwiderstehliche, explosive Mischung aus rohem Grime, schrillen Billo-Beats, Baile-Funk-Fanfaren, Electro-Geschepper, Südstaaten-Crunk, smoothen Dancehall-Vocals und aggressiv gespitteten Rhymes in verschiedenen Sprachen und Slangs. Ein politisches (Sendungs-)Bewusstsein eines mit elf Jahren aus Sri Lanka geflohenen, in der runtergekommenen Peripherie von London aufgewachsenen Flüchtlings, dessen Vater "Arular" (Tamil für Sonnenstrahl) als revolutionärer Kämpfer in den Untergrund abgetaucht war. Eine Vorliebe für eine drastische militärische Ikonografie, die sich auch in den künstlerischen Arbeiten der Absolventin des St. Martins College of Art and Design Bahn bricht. Und nicht zuletzt eine extrem gut aussehende, charismatische junge Frau, die ihre selbstdesignten, überstylishen Klamotten mit ironisch-kritischen Slogans und Logos verziert. Schnell drängelten sich da auch kritische Stimmen vor, denen das Ganze einfach zu perfekt erschien und die den politischen Content von M.I.A. (was als Kürzel für "Missing In Action" wie auch "Missing In Acton", Mayas abgehalftertem West-Londoner Wohnort, gelesen werden kann) als oberflächliches Fashion-Statement und Lippenbekenntnis brandmarken wollten, weil statt detaillierter Umsturz-Anleitungen auch mal westliche Popkultur-Sozialisation verhandelt wird. Aber keine Chance, Leute: M.I.A. ist ganz einfach die Bombe. Um die kommt erst mal niemand rum. | malmoe mai 05
kontakt